Laut WHO (World Health Organisation) bedeutet Gesundheit nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern auch das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden. Gesundheit ist für die meisten von uns selbstverständlich, und wenn wir krank sind, gehen wir halt zum Arzt – der wird es dann schon wieder richten. Damit geben wir die Verantwortung für unsere Gesundheit sozusagen ab und haben zum Teil sogar das Gefühl, gar nicht Einfluss darauf nehmen zu können.
Wir schieben die Verantwortung an das Gesundheitssystem ab. Schließlich bezahlen wir, also soll es uns auch heilen. In der westlichen Medizin wird das Hauptaugenmerk auf die Erkrankung gelegt, in der Chinesischen vor allem auf die Gesundheit.
Die letzte Hoffnung
In der Chinesischen Medizin wird Gesundheit mit innerer und äußerer Balance beschrieben. Bereits ungesundes Leben, also zu wenig oder zu viel körperliche Aktivität, ungesunde Ernährung, Mangel an Schlaf und psychische Belastung wie Stress, Sorgen und Ängste führen dazu, dass der Körper nicht mehr ausgeglichen ist und damit krank wird. An einigen dieser Stellschrauben können wir drehen. Somit wird deutlich, dass wir eine Verantwortung für uns und unsere Gesundheit haben.
Die meisten Patienten kommen in meine Praxis, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist und alles schon ausprobiert wurde. Ich weiß nicht, wie oft ich den Satz „Sie sind meine letzte Hoffnung“ gehört habe. Wenn es allerdings darum geht, in seinem Leben etwas zu verändern, damit die Balance wieder hergestellt werden kann, wird es schwierig: Wir sind gewohnt, nichts tun zu müssen und mit einer oder mehrerer Pillen vom Arzt die Gesundheit geregelt zu bekommen. Ganz zu schweigen davon, dass die Krankenkasse Heilpraktiker-Leistungen häufig nicht übernimmt – man muss auch noch für die eigene Gesundheit bezahlen.
Ausgeglichenheit und Gleichgewicht
Aber: Gesundheit bedeutet im Gleichgewicht sein. Unser modernes Leben entspricht nicht dem natürlichen Leben – wir machen zum Beispiel gerne die Nacht zum Tag, brauchen Süßigkeiten, Zigaretten, Alkohol oder gar Antidepressiva, um uns im Gleichgewicht zu wähnen. Allerdings katapultieren diese Ersatzmittel uns aus unserer Mitte heraus – so entstehen Krankheiten: Depressionen, Fettsucht, Magersucht, Asthma, Magenprobleme, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen und vieles mehr.
In der Chinesischen Medizin liegt bei der Diagnose das Messbare nicht im Vordergrund. Während die westliche Medizin die Krankheit isoliert und ohne den ganzen Menschen sieht, gibt es in der chinesischen Medizin keine Krankheit ohne den Menschen. Mehr noch: Die gleichen Symptome werden bei zwei Patienten nicht automatisch auch gleich behandelt.
Mensch als Mikrokosmos
Der Mensch ist eine Art Mikrokosmos, in dem Blut und Qi fließen, das Netzwerk der Meridiane, Blutgefäße und Nerven den Körper durchziehen und Organsysteme, wie z.B. die Leber als Alkoholabbauorgan und die Milz als ein Teil des Verdauungstraktes (anders als in der westlichen Medizin als Blutabbauorgan) vorhanden sind.
Dieser Mikrokosmos ist fein abgestimmt und funktioniert bestens, wenn alles in Ordnung ist. Wenn aber ein kleiner Teil gestört ist, bringt es das ganze System aus der Balance und je mehr oder länger es nicht wieder balanciert wird, desto schwerer wird die Erkrankung.Gesundheit kann man sich erhalten, und wir können gemeinsam daran arbeiten – sie kann aber nicht konsumiert werden.